Der Baum des Lebens

Der Baum des Lebens. Ihr fragt euch wahrscheinlich jetzt: „Was meint Caro damit?“

Das ist eigentlich ganz einfach erklärt:

Stellt euch vor in dem Körper eures Pferdes wächst ein Baum heran. Ein Pflaumenbaum, Birnenbaum, Kastanie oder Eiche. Alles verschiedene Bäume mit unterschiedlichen Stärken. Mit unterschiedlichem Charakter. Dies ist der Baum des Lebens deines Pferdes – auch genannt: Seele.

Dieser Baum steht an einem sonnigen Platz im Lebens-Wald. Er hat seine Grundbedürfnisse erfüllt. Er hat genug Wasser, nährstoffreichen Boden und den lieben Sonnenschein, der sein Gemüt freudiger wirken lässt und ihn aus der Winterstarre erweckt.

Euer Baum des Lebens steht zusammen mit allen Bäumen im Lebens-Wald. Alle Bäume – jede Art von Baum – alle unterschiedlich. Wunschlos glücklich.

Nun gibt es im Lebens-Wald aber nicht nur Bäume, sondern auch Tiere. Tiere mit Gesichtern, die aussehen, wie Deines und der Dir bekannte Pferdefreunde.

– Ist das nicht das Gesicht meiner liebsten Reitfreundin?! Und da! Die Reiterin, die mich doch immer mit ihren Blicken kritisieren möchte!? –

Lass uns einen kleinen Spaziergang machen:

Wir gehen über den durch Tau glitzernden weichen Waldboden und die Sonnenstrahlen, die sich durch die riesigen Baumkronen einen Weg ins Innere des Lebens-Waldes bahnen, kitzeln sanft auf unserem Gesicht. Du schaust Dich um und entdeckst die unterschiedlichsten Pflegezustände der Bäume. Vereinzelte Spechthöhlen in Baumstämmen, aber auch Stämme, die mehr als zehn Höhlen aufweisen. Äste, die stark und groß in die Höhe ragen, aber auch Bäume, deren Äste kraftlos und schlapp herunterhängen. Blätter, die im strahlenden Sonnenschein sattgrün leuchten. Und wiederum Blätter, die vergebens versuchen gegen die Blattläuse zu kämpfen, die schon jedes Blatt durchlöchert haben.

Du siehst Tiere, die sich liebevoll um ihre Bäume kümmern. Ihn als Partner, Freund und Kameraden ansehen. Allerdings auch Tiere, die ihre Bäume keines Blickes würdigen und lieber mir der gleichen Sorte Tier tollend durch den Lebens-Wald laufen. Dementsprechend ungepflegt sehen die Bäume aus.

Diese Tiere, dessen Gesichter so aussehen wie Unsere, entscheiden selbst, wie der Baum des Lebens des Pferdes aussieht. Diese Tiere sind für ihn verantwortlich. Sie können Spechthöhlen in dem Baum erschaffen haben. Sie können es auch weiterhin machen. Oder es schnellstmöglich ändern. Sie können alles daran setzen, den Baum wieder kraftvoll und gesund aussehen zu lassen, aber sich auch einfach damit abfinden und es ignorieren.

Die Kraft, die sie dann ihren Bäumen schenken, werden sie in tausendfacher Ausführung wieder zurückbekommen. Das hat der Lebens-Wald so an sich. Mit dazu eine ungeheuerlich starke Dankbarkeit für das tägliche Pflegen des Baum des Lebens. Für das tägliche Pflegen der Pferdeseele!

Sie dürfen Fehler machen, denn der Baum des Lebens – mit einer riesengroßen Weisheit, die kein Lebewesen sonst so beherrscht – verzeiht alles, solange man ihm hilft mit sich selber wieder im Grünen zu werden!

Die Übermotivation, der Tatendrang und das „SEIN“

Bei uns strahlt die Sonne im Moment so wunderschön und Alle – Mensch und Tier – sind richtig gut gelaunt, wollen möglichst viel unternehmen und die Sonnenstrahlen einfangen! Wer weiß, ob der Winter nicht doch noch wieder zurückkommt?!

Bei so viel Tatendrang kann man doch glatt den eigentlichen Sinn des „Gut-gelaunt-Seins“ vergessen, geht es euch nicht auch so!? Ich vergesse manchmal einfach zu genießen. Und dieses „Gute-Laune-Wetter“ und die damit verbinde Motivation kann uns manchmal die schönsten Stunden geben, aber wenn man nicht aufpasst, auch zum „Verhängnis“ werden:

Tassi und ich schlendern beispielsweise gerade nebeneinander her und ich schließe meine Augen, atme hörbar ein, nehme die Geräusche und Gerüche um mich viel stärker war und lebe und genieße diesen Moment! Ein Moment, der perfekt ist! Ich verlange nichts, Tassi verlangt nicht, WIR sind wunschlos glücklich und genießen!

Dann gibt es aber ebenso auch Momente, in denen wir Beide voller Tatendrang stecken und uns Beiden immer mehr zeigen und bewiesen wollen 😀 . „Schau mal Caro, wie weit ich schon nach unten, zwischen meine Beine, komme.“ Oder „Siehst du wie schwungvoll ich meine Beine schmeißen kann? Hast du das schon jemals so gesehen?“ sind Dinge, die Tassi mir mit ihren Blicken sagen möchte. Sie möchte einfach gefallen! Darüber freue ich mich unglaublich stark – das möchte ich gar nicht abstreiten.

Trotzdem dreht man irgendwann so gewaltig auf, dass man das Genießen völlig vergisst und somit auch die mentale Verbindung verliert. Jedenfalls ist es zeitweilig bei uns so. Wir vergessen zu „sein“ – füreinander da zu sein und miteinander zu kommunizieren.

Genießt eure Zeit zusammen, kuschelt, knuddelt und habt euch lieb!

Genießt eure Zeit zusammen, kuschelt, knuddelt und habt euch lieb!

Ich finde es viel wichtiger einfach zusammen zu sitzen, sich lieb zu haben, miteinander zu albern und den lieben netten Tatendrang für den heutigen Tag zuhause zu lassen! Unseren wohlgeschmiedeten Plan, was man denn heute alles machen kann, zu verwerfen und einfach genießen, die Gemeinsamkeit spüren und zu „sein“.

Dazu fällt mir auch eine Geschichte vom letzten Wochenende ein:

Die ersten Sonnenstrahlen trauten sich für dieses Jahr auf die Erde und es war herrlich. Die Vögel zwitscherten, es wehte ein leichter kühler Wind, die Pferde knabberten genüsslich draußen an ihren Heunetzen (oder schlabberten ihren Eimer Heucobs leer) und haben die wohligen Verhältnisse tiefenentspannt auf sich wirken lassen. Ich wollte eigentlich mit Tassi spazieren gehen, aber ich wollte diesen wunderschönen Anblick von den zwei halb schlafenden, halb fressenden, Pferden nicht zerstören. Also beschloss ich ganz nach dem Motto: ,Ich kann mir von Pferden immer eine Scheibe abschneiden und von ihnen lernen!‘ mir meinen Liegestuhl in den Paddock zu bugsieren und mich ebenfalls in der Sonne auszuruhen. Was soll ich sagen!? Mir tat das beieinander Sein – ohne etwas zu wollen – so gut, dass ich doch glatt eingeschlafen bin! Das gleichmäßige Kauen, das zufriedene Schnauben, die Wärme auf meinem Gesicht. All das war Balsam für meine Seele und führte dazu mich vollends loszulassen und mich in die Hände meiner Pferde zu geben…

Freien Kopf bekommen – aber auch haben?

In den letzten Wochen klappte gar nichts wirklich beim Clickern, nur noch meistens das Anhalten im Gelände, was wir momentan üben. Tassi gab sich zwar Mühe ihre Unmotivation nicht allzu groß werden zu lassen, dennoch konnte sie sich kaum konzentrieren und alles, was ich machen wollte, war langweilig.

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich aber auch viel mehr Lust auf spazieren gehen – Ich war auch unmotiviert und dachte deshalb, Tassi wäre es auch. Dass es gar nicht so war, brauchte es ein paar Wochen bis ich begriff!

Man müsste jetzt vermuten: Caro glücklich + Tassi glücklich = Alles super !

Nein!

Mein Kopf war nämlich im Dauer-Hektik-Zustand, ohne abschalten zu können! Davon habe ich selber viel zu wenig mitbekommen, dass ich es hätte ändern können. So konnte ich bei Tassi zwar entspannen und runterkommen, aber das war nur „oberflächlich“. Sobald ich wieder in den „unpferdischen“ Alltag zurückkehrte, fing diese Last, die auf mir saß, wieder an mich unter Stress zu setzen.


Bis zu jenem Donnerstag, der meinen Kopf wieder voller Erkenntnisse bringen sollte:

An diesem Tag war mein Kopf leer! Ich hatte keine unter Druck setzenden Gedanken mehr in meinem Kopf – es hat sich frei angefühlt! Und so fühlte es sich auch bei Tassi an – frei ! Meine Gedanken wurde mehr als widergespiegelt. Sie war so motiviert und unbeschwert!

Da fiel bei mir der Groschen!

Tassi war immer motiviert, aber meine innere Unruhe und mein voller Kopf haben sie aufgehalten aus ihrer Haut zu schlüpfen, haben sie bedrückt und selbst unter innere Hektik gesetzt. Deswegen hat nichts geklappt. Es kann eigentlich nur die Lösung sein, weil man im Gelände, beim Laufen, dieses Bedrückung umgehen kann, weil man sich auf andere Dinge konzentrieren kann und da eben auch abschalten kann. Wenn ich entspannt bin, dann ist Tassi das auch. Das war allerdings nur im Gelände der Fall, dort konnte ich runterschrauben. Und so war Tassi auch immer nur für die Spaziergänge. Gibt doch alles Sinn, oder was meint ihr?

„Real freedom is in wilderness, not in civilization!“ – Charles Lindbergh

Rennen lässt so manchen Kopf wieder frei werden...

Rennen lässt so manchen Kopf wieder frei werden…

Ich verordne mir jetzt vielmehr „Abschalt-Stunden“, um mich und Tassi nicht dieser ständigen Bedrückung auszusetzen und damit wir wieder vollends durchstarten können!

Ich habe jetzt erst gemerkt, wie wichtig das ist! Gebt euch mehr Zeit, gönnt euch viel mehr Ruhe und lasst den stressigen Alltag draußen! Wir leben in einer Welt, in der wir immer erreichbar sein müssen, alles muss schnell gehen, die Zeit rennt rasend schnell, jeder geht seinen eigenen Weg und alle rennen aneinander vorbei! Kann das wirklich der Sinn des Lebens sein oder sollten wir uns dagegen wehren bzw. einfach mehr den Kopf frei schaufeln?! Ich bin für Letzteres und ich werde jetzt bewusst darauf achten, dass ich mir mehr Ruhe gönne und mich öfters mal von dem rasenden „Welt-Sog“, der mich manchmal zu verschlucken droht, abkapsel!

Genau von der selben Erkenntnis, die wir zum gleichen Zeitpunkt gemacht haben, hat Tash auf ihrem Blog berichtet.

Clown spielen / Das Lachen des Menschen / Positive Gefühle

Mein Pferd – der Clown…

Es gibt so viele Situationen, die ich aufzählen könnte, an denen Tassi mich einfach zum Lachen bringt – durch ihre verrückte Art.

Nachdem sie mich - scheinbar ohne jeglichen Grund - mein Gesicht abgeschleckt hat, konnte ich mich einfach nicht beruhigen! Es war so witzig...

Nachdem sie mich – scheinbar ohne jeglichen Grund – mein Gesicht abgeschleckt hat, konnte ich mich einfach nicht beruhigen! Es war so witzig…

Jedes Pferd hat diese ,,Eigenschaft“ Menschen zum Lachen zu bringen. Jedes Pferd macht verrückte lustige Dinge. Es ist der Mensch, der damit meistens nicht klarkommt bzw. diese Situationen meistens als Frechheit des Pferdes anzusehen. Anstatt ungezwungen zu lachen und sich zu freuen, wird geschimpft und sich geärgert ohne Ende. Aber wieso? Es könnte doch so einfach sein…

Warum sind negative Gefühle präsenter als Freude, Wohlbefinden und Entspannung im Umgang mit Pferden?

 

Nehmen wir ein einfach alltägliches Beispiel: Tassi bekommt täglich drei Eimer Heucobs, die sie regelmäßig umschmeißt und wieder hinstellt, um dann vom Boden aus zu fressen und die andere Hälfte aus dem Eimer. Das hat zwar jetzt wenig mit dem Ausgangsthema ,,Clown spielen“ zu tun, aber ist meiner Meinung nach ein sehr anschauliches Beispiel. Früher konnte ich es einfach nicht verstehen – und deswegen nicht akzeptieren – , dass sie nicht einfach direkt aus dem Eimer fressen konnte. Also habe ich mich dauernd geärgert und mich gefragt, warum sie das macht, anstatt es einfach zu akzeptieren und darüber zu lachen. Immerhin ist sie agil und kann den Eimer sogar wieder aufrichten 😉 ! Jetzt lasse ich sie einfach in Ruhe fressen und freue mich, dass sie noch so gut frisst.

Man sollte den Blickwinkel einfach anders im Kopf auslegen und sich nicht immer nach dem ,,warum“ fragen.

 

Manche Dinge sind eben so, wie sie sind und lassen sich auch nicht durch Menschenhand verändern. Akzeptieren und sich mehr freuen sind hier die Stichworte.

Wenn ich zu Tassi gehe, steht mir mein Lächeln schon ins Gesicht geschrieben, weil ich einfach vor Freude lachen muss. Und wenn sie merkt, dass ich glücklich bin, dann ist sie automatisch auch glücklich.

Manchmal habe ich das Gefühl, sie wird nur durch mein Lachen motivierter und vergnügter. Als würde sie das als Ansporn – als Leitgedanke – sehen und darauf immer weiter aufbauen. Als würde das der Beweggrund sein, für den sie sich anstrengt. Aber das kann doch nicht sein, oder?!

DOCH!

Ich habe diese Antwort auch erst glauben können, als Tassi voller Eifer mich wieder glücklich zu machen durch ihren Paddock stolziert ist, und ganz verrückte Dinge mit ihren Kopf angestellt hat! Danach hatte sie ihr Ziel erreicht und mein Herz war wieder vollkommen positiv aufgeladen. Und diese Veränderung hat sie gespürt – darauf wette ich! Sie hatte einen Ausdruck – voller Zufriedenheit – als hätte sie ihr Ziel erreicht.

Seitdem ist das letzte Körnchen Zweifel von mir gefallen und ich bin überzeugt, dass Pferde das menschliche Lachen als eine Art Belohnung – eher Bestätigung – für ihren Charakter sehen.

P1120490

Ich konnte mich nicht mehr halten vor Lachen, als sie ihren Kopf plötzlich in die Höhe schmiss und Giraffe spielte!

Glaubt mir, öffnet euer Herz und lacht. Einfach lachen.